Frauenquote für die Chefetage – ein unsittliches Angebot

Gedanken einer Frau von Sigrid Diesterweg

Frauen sind heute im Durchschnitt besser akademisch ausgebildet als Männer, das ist schon eine gute Voraussetzung für den beruflichen Aufstieg, wären da nicht die gesellschaftlichen und familiären Erwartungshaltungen.
Ein Druck, der nicht zu unterschätzen ist. Frauen sollen den Erhalt der Gesellschaft durch Nachkommen sichern, was ohne männlichen Partner keine einfache Aufgabe ist. Alleinerziehende leben am Rande der Gesellschaft und werden oft von Ihren Familien ausgesteuert, sie sind keine vollwertigen Mitglieder. Eine Familie besteht eben aus Mutter, Vater und Kindern, so sieht es unsere Gesellschaft, Kirche und die Politik. Somit wird jede klar denkende Frau, aber auch Mann, im Lebensabschnitt Familienbildung sich nach einem Partner umsehen, welcher sexuell, mental, sozial und wirtschaftlich mit großer Wahrscheinlichkeit seine Erwartungen erfüllen kann.
Im Besten Fall wird der Bund der Ehe oder des Zusammenlebens auf Augenhöhe geschlossen. Zwei bis dahin autarke Menschen sind jetzt ein gesellschaftlich anerkanntes, rechtliches Konstrukt, was emotional verbunden ist und hoffentlich gemeinsame Ziele der Partnerschaft definiert hat. So weit so gut.
Aus der Wirtschaft weiß man, da man ideal produzieren kann, wenn einzelne Arbeitschritte immer wiederkehrend von einem Menschen oder einer Maschine erledigt werden. Bei einer Partnerschaft ist diese Teilung biologisch festgelegt, das heißt Frauen bekommen die Kinder. Die Mutter oder der Vater, im besten Fall beide Partner haben die Verantwortung die Familie wirtschaftlich zu erhalten. Ein wichtiger Aspekt in einer Familie, aber nicht der einzige in diesem multiplen Gestirn. Eine Partnerschaft/Familie muss auch auf der Beziehungsebene sozial, geistig, psychisch, physisch sich weiterentwickeln, damit das Überleben der Verbindung emotional und wirtschaftlich gesichert ist. Die Voraussetzung für einen solchen Überlebensprozess wird weder vom Staat oder Kirche, zum Teil nicht mal in der Familie oder von der Gesellschaft unterstützt. Von Arbeitgebern ganz zu schweigen.
Der Staat erschwert durch einen Dschungel des privaten Steuerrechts und sonstigen nicht verlässlichen Zuschüssen und einer unklaren Rentenversicherung die Lebensplanung. Von gleichem Recht für alle, sind wir weit entfernt. Das Familieneinkommen könnte ja zum Beispiel auf jedes Mitglied der Familie verteilt werden, nur das über einer Besteuerungsgrenze liegende Einkommen würde dann einheitlich versteuert. So könnte jedes Familienmitglied Verantwortung erlangen für seinen Teil des Familieneinkommens, sobald es dazu in geistig in der Lage ist. Rentenansprüche würde entsprechend zwischen den Partnern von Anfang an geteilt. Eine Lebensarbeitzeit von 45 Jahren für jeden Arbeitenden wäre gerecht, nicht ein Endalter von 67. Eine gemeinsame finanzielle Verantwortung auf Augenhöhe würde den Blick für die eigene Selbstverantwortung schärfen. Warum können Kosten für Haushalthilfe, Kinderbeaufsichtigung, Internatskosten, Bildungskosten, Altenpflege, d.h. jegliche Beschäftigung und Erziehungskosten im familiären Umfeld nicht vollumfänglich von den Steuer abgesetzt werden? Warum haben wir keine Sozialschecks wie z. Frankreich und Belgien. Nein, Paare und Familien werden fast vom Staat gezwungen, Hilfsdienste auf dem illegalen Arbeitsmarkt zu beschaffen oder die andere Seite, Hartz 4 Empfänger verdingen sich auf diesem illegalen Arbeitsmarkt.
Frauen in Führungsetagen , die den Aufstieg wollen, Zahlen einen hohen Preis, denn wer kümmert sich um den Haushalt, gesunde Ernährung, Fitness, Haus, Hof und Garten, die Kindererziehung, Pflege von älteren Familienmitgliedern. Bei einer 50 Stunden Woche und mehr, Geschäftsreisen über das Wochenende ist weder eine geregelte Zeit für ein Familienleben, eine soziale Fürsorge für Kinder und Beziehungsarbeit mit dem Partner, von amourösen Stunden reden wir erst gar nicht, möglich. Von dem Risiko begleitet, im Sog der Arbeit, den gesellschaftlichen Erwartungen nicht zu genügen, dem Partner, der Familie nicht ausreichend zu Verfügung zu stehen, einem permanenten Zeitdruck zu unterliegen, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil nicht alles erfolgreich erledigt werden kann, weil eben die Arbeitsteilung mit seinem Partner nur bedingt möglich ist. Fremde Hilfe eben auch nicht ferngesteuert funktioniert, und rund um die Uhr unbezahlbar ist. Die Wirtschaft und die Gesellschaft erwartet, dass Frauen heute gut ausgebildet werden, den Nachwuchs der Gesellschaft zur Welt bringt, die Organisation der Versorgung und des sozialen Lebens übernimmt. Zeit für Beziehungsarbeit in der Partnerschaft hat und erfolgreich im Beruf ist. Das Erwartungsprodukt wird dann mit dem Prädikat „erfolgsgeil“ oder „Rabenmutter“ tituliert, im schlimmsten Fall als erfolgsgeile Rabenmutter.
Kein Wunder, dass sich einige Frauen, mit Führungsqualitäten je nach Ihren Lebensschwerpunkten diesen Erwartungen entziehen, also keine Kinder bekommen, nur eine Teilzeitpartnerschaft eingehen, sich dominant Ihrer Karriere widmen, oder das Unternehmen „Familie“ führen.
Es ist aber nicht ein typisches Frauenproblem. Nur Frauen haben den Blick für das Machbare und wollen nicht einen Erfolg um jeden Preis, haben mehr soziales Potenzial, sind in der Lage viele Dinge gleichzeitig am Laufen zu halten. Eben die multitasking Frau, die Arbeitgeber gerne hätten. Leider hat die Politik und die Wirtschaft bis heute nicht begriffen, das die Frau nur leben und arbeiten kann, wenn die Einstellung der Gesellschaft, Politik, der Kirche und der Wirtschaft einfache, verlässliche soziale Strukturen und neue Modelle des Zusammenklebens, flexiblere Formen der Führungsarbeit, andere Modelle von Teilzeitarbeit anbieten und fördern.Was die Politik und Wirtschaft auch dem Ziel „gute bezahlte Arbeit für alle“ näher bringen würde. An eine breitere Ressource Führung Frau ist nur zu kommen, durch Arbeitsteilung und neue Arbeitszeitmodelle.
Solange es keine hundertprozentige Anerkennung für die Führungsposition von Haushaltsleistungen, Kindererziehung und Pflege gibt, wird keine Änderung eintreten, und der DAX wird noch lange warten. Die Politik soll sich mal vorstellen, das Finanz-, Familien-, Bildungsministerium und das Gesundheitsministerium würden morgen aufgelöst, und diese Arbeiten würde von den verbleiben Ministerien zu erledigen sein. Ein Chaos wäre die Folge. In der Gesellschaft sind Vereinsamung, Scheidungen, Burnout, Depressionen und Kinderverwahrlosung und enorme Kosten sind die Folge. Die Auswirkungen werden behandelt, die Quelle der Ursache bleibt.
Es fehlt der gesellschaftliche und politische Blick für das ganze „Leben“ in seiner Komplexität. Kommunizierende und kooperierende Ministeriumsarbeit von Finanz-, Familien-, Bildungs- und Gesundheits- Ministerium im Sinne unseres Grundgesetzes würden die an sich guten Einzelaktionen wie z.B. Elterngeld im Rahmen eines transparenten gesellschaftlichen Gesamtprojektes zum Umdenken der Gesellschaft führen.
Einfache klare, verlässliche Strukturen, die jeder nachvollziehen kann und eine Arbeitsteilung würde jeder Frau/oder Mann die Möglichkeit bieten aufzusteigen, wenn sie/er es will.
Das ist nicht mit einer erneuten Einzelaktion „ Frauenquote“ zu erledigen.



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